Mittwoch, 4. Juni 2008

Kö & Co. 2. Teil - Montag 02. Juni - Rücksicht

Bei der 1. Veranstaltung zum Königsplatz, bei der 3.Architekturwoche, eröffnete Prof. Dr. Karl Ganser den Diskussionsabend, zum Erstaunen von Herrn Walter, mit der Frage: "Wer ist eigentlich verantwortlich für die Schönheit der Stadt?"

Die Frage wurde damals leider nicht beantwortet, und bis heute sind wir der Lösung des Rätsels nicht wirklich näher gerückt. Demnächst kann sich die Jury des großen Innenstadtwettbewerbs damit beschäftigen, - wir warten also, mindestens noch bis 2009, in der Hoffnung daß sich die Planer der Schönheit nicht in der Ornamentik von Kreisverkehren und Tunnelrampen im Stadtplan erschöpfen.

Um der Diskussion in Augsburg weiteren Stoff zu geben, aus einer Perspektive jenseits von Trambahngleisen, haben sich die Kunsthistoriker Stefan Hartmann, Dr. Brigitte Sölch und Dr. Jörg Stabenow tief in die Akten und Karten des Augsburger Stadtarchivs versenkt.

Die Zuhörer bekamen einen höchst informativen Vortrag geboten, der die Hintergründe der historischen Entwicklung des Königsplatzes aufzeigte und die Wichtigkeit der städtebaulichen Blick- und Wegebeziehungen darstellte.

Der Gesamttext wird zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht, vorerst eine Kurzzusammenfassung:

Der Königsplatz - Das Tor
Auf dem Areal eines Stadttores entstand der Königsplatz, der zugleich als repräsentatives Tor zur Stadt, als Brücke zwischen Altstadt und Stadterweiterung und als Gelenk zwischen der Nord-Süd Achse der Kaisertrasse, der Ost-West Verbindung der Bgm. - Fischer - Straße, der historischen Diagonale nach Südwesten und den neuen Straßenzügen zum Bahnhof fungieren sollte.
Der Platz war also von Anfang an Entree im wörtlichen wie im übertragenen Sinne - dies brachte kaum lösbare Konflikte zwischen Repräsentation, Aufenthaltsqualität und (verkehrstechnischer) Nutzung mit sich.


Der Königsplatz - Der Ring
Der Königsplatz wird in Nord-Süd Richtung vom gründerzeitlichen Prachtboulevard der heutigen Konrad-Adenauer Allee und Fuggerstraße durchquert, als dessen Point de Vue das Stadttheater fungiert. Eine umgreifende Ringstraße entlang des Verlaufs der ehemaligen Stadtbefestigung dagegen wurde nicht realisiert.
Im südlichen Bereich entstanden großbürgerliche Wohnbauten mit vorgelagerten Gärten; im nördlichen Bereich Repräsentationsbauten wie das Theater, die Bibliothek und der Justizpalast. Auch dieser Bereich war mit breiten Grünstreifen versehen, die zum promenieren und flanieren einluden.
In den 50er und 60er Jahren erfolgte der Ausbau der „autogerechten Stadt“. In dieser Hinsicht bedeutende Einzelbauten wie das Autohaus E. Meyer mit Tankstelle oder das Ensemble am Reuter-Platz aus Parkhaus, Werkstätte und Kino wurden in den letzten 10 Jahren zerstört.


Der Königsplatz - Neuplanung
Die bislang favorisierte Neuplanung würde nahezu eine Verdoppelung der Verkehrsflächen bedeuten und damit die Verhältnisse von Verkehr, Grünraum und Aufenthaltsarealen stark einseitig umkehren. Insbesondere das noch intakte Grünareal würde zu einer marginalen Restfläche. Der Königsplatz war nie ein einheitlicher Platzraum, sondern von Anfang an ein Kompositum unterschiedlicher Teilräume. Jeder davon hatte ein eigenes Zentrum. Das des größten Grünareals, ist der Thormann-Brunnen von 1880.
Die Diagonale von der Hermanstraße zur Annastraße / Bgm. – Fischer Straße sowie von dort die Achse in Richtung Bahnhof sind von Anfang an elementare Blickachsen des Königsplatzes, die eine Neuplanung auf jeden Fall berücksichtigen müsste.
Eine Neugestaltung, die z.B. mittels Bodenbelags eine gestalterische Vereinheitlichung intendiert, würde den historisch entstandenen “Inseln“ nicht gerecht werden

1975 - vor der Entstehung des Gleisdreiecks, wurde eine bereits beschlossene Planung in letzter Minute durch Oberbürgermeister Breuer und eine Mehrheit des Stadtrats gekippt. Der Oberbürgermeister gab damals der Süddeutschen Zeitung seine Hoffnung zu Protokoll, ich zitiere, „daß künftig eine Straßenverkehrslösung, welcher Art auch immer, nie mehr getrennt werden wird von Fragen der Stadtgestaltung, des Stadtbildes und des Stadtgrüns“.




...- dem bleibt nichts hinzu zu fügen.




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